Die Suppe der anderen auslöffeln

Haben Sie schon einmal etwas von EMIR gehört? Oder von LEI? Nein? Aber die ESMA werden Sie doch wohl kennen und AIFMD auch? Wenn nicht, dann werden Sie sie kennen lernen.

Aber der Reihe nach. Es flattert ein Brieferl meiner Hausbank auf den Tisch – eine Aufforderung. Die Bank wünscht meine LEI-Nummer. Lei waren mir bis dato nur als rumänische Währung bekannt. Da ich aber keine Geschäfte mit rumänischen Kunden tätige, wird es das wohl nicht sein. Ah ja, daneben steht ja noch was. Legal Entity Identifier! Also LEI. Ich gestehe, dass ich davon noch nie etwas gehört habe.

Langsam kommt Licht ins Dunkel. Eine 20-stellige Referenznummer soll ich beibringen, damit meine Hausbank auch weiterhin für mein Unternehmen Wertpapiertransaktionen durchführen kann. Das Ganze bis 31. Dezember 2017. Und den LEI muss ich selbst beantragen. Die Website einer LEI-Vergabestelle – irgendwer muss ja von dieser Bürokratie profitieren – ist mitgeschickt.

Dort werde ich informiert, dass der Aufbau des globalen LEI-Systems Antwort auf die Folgen der Finanzkrise sei, weil die Banken und Regulatoren Schwierigkeiten hätten, unklare Firmengeflechte schnell und eindeutig zu identifizieren. Daher muss mein Unternehmen leicht identifizierbar sein. Mittels LEI. So, so, ich kann mich also jetzt hinter meinen Laptop klemmen, und den Banken aus der Patsche helfen. Wer hat mich eigentlich seinerzeit vor den Banken geschützt, als diese vor der Finanzkrise abenteuerliche Anlagekonstruktionen entwickelten, um leichter an mein Geld zu kommen?

Dass das Ganze etwas kostet, ist klar. Für die Erstanmeldung sind EUR 100,- zu berappen. Gültig ist der Legal Entity Identifier aber nur zwölf Monate. Dann heißt es Jahr für Jahr jeweils weitere EUR 80,- auf den virtuellen Tisch zu legen. Für Unternehmen, die im großen Stil Wertpapiere kaufen, kein Problem. Bei jenen, die nur ein kleines Portfolio haben, knabbern der LEI und die Depotgebühren der Banken den Ertrag an.

Die Banken haben uns die Suppe eingebrockt. Auslöffeln dürfen sie wieder mal die anderen. Ob der LEI helfen wird, wird die Zukunft weisen. Die Geschichte lehrt uns, dass wir dabei nicht besonders positiv denken sollten.

Autor:

Christian Lang_LangTomaschtikCommunications

Dr. Christian Lang

Die Suppe der anderen auslöffeln

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