Die Verhandlung um den Osterhasen

„Kann ich heute einen Osterhasen haben?“

„Ostersonntag ist übermorgen. Noch zwei Mal schlafen, und dann gehen wir das Osternest suchen, und es gibt einen Osterhasen.“

„Ich will aber….“

Wenn Sie Sechsjährige in Ihrer Umgebung haben, wird Ihnen diese Konversation bekannt sein. Beide Seiten sprechen ihre Position klar aus. Partei A will etwas (den Osterhasen). Partei B ist willens zu liefern, aber nicht jetzt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt. Partei A beharrt aber auf der sofortigen Bereitstellung des Schokohasens.

Sie können Osterhase durch den Begriff Steuerreform ersetzen, eine Rabattforderung, eine Mehrleistung – „die Fußmatten sind doch im Preis des Autos enthalten?“ – oder den syrischen Präsidenten Assad, den Russland weiter im Amt halten will, die USA aber nicht. Es ist der Archetyp einer Verhandlung. A hat einen Wunsch, B will diesen später erfüllen, oder ein wenig anders oder gar nicht. Wenn beide Partner auf ihrem Standpunkt beharren, kommt es zu einem Konflikt. Es sei denn, eine Seite verfügt über eine erdrückende Übermacht. Dann kann sie selbstherrlich entscheiden. Das ist wirksam, jedoch atmosphärisch suboptimal, weil der Unterlegene sich diesen Vorfall merken wird. Für den Moment funktioniert es aber.

Für eine Lösung, mit der beide Seiten gut leben können, braucht es eine profunde, vorbereitende Analyse. Wie weit kann und will der Verhandlungspartner gehen? Gibt es etwas, das ich im Gegenzug für mein Entgegenkommen fordern kann? Bei einem gelungenen Ausgang gewinnen beide Parteien, und beide verlieren. Jeder gibt etwas her und bekommt im Gegenzug etwas anderes. Wenn eine Schieflage in den Kräfteverhältnissen existiert und ausgenützt wird, kann es nie zu tragfähigen Kompromissen kommen.

Im Fall des Sechsjährigen tut es vielleicht das gemeinsame Ansehen des Easter Special von Simon´s Cat in der Endlosschleife. Ein Schokoosterhase darf es auf keinen Fall sein. Das widerspricht den Erfolgskriterien der Verhandlungsführung.

Für einen Moment den Osterhasen durch das sehr ernste Thema Assad ersetzt: Donald Trump hat Wladimir Putin diese Woche via Twitter ausgerichtet, dass er der Stärkere ist und in der Sache Assad sicher gewinnen wird. Was das wohl für die weiteren Verhandlungen bedeutet?

Autorin:

Helga Tomaschtik
Mag. Helga Tomaschtik

Die Verhandlung um den Osterhasen

Ein Gedanke zu „Die Verhandlung um den Osterhasen

  • April 14, 2017 um 11:41 pm Uhr
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    Letzten Denkanstoß möchte ich nicht im Ansatz andenken. Die Weltsicherheitslage und damit unser aller Stabilität möchte ich mit dem Untergrung von Venedig vergleichen: Eine Drohung steht massiv im Raum, trotzdem hält das Fundament noch immer!
    Ich komme lieber auf Ostern zurück. Bin derzeit in Griechenland, wir alle wissen, wie es der griechischen Wirtschaft geht, aber kein Land feiert die Karwoche und die Ostertage wohl so ausgiebig wie die Griechen. Tradition bewahren und an die Zukunft glauben!
    In diesem Sinn: Griechenland bietet herrliche Strände, sauberes Wasser, Gastfreundschaft und köstliches Essen. Wir sollten die Menschen unterstützen, die Milliarden, die die EU sendet, kommt bei den einzelnen nie an. Sie verstehen die Hilfe nicht einmal im Ansatz nicht und ich auch nicht!!!
    Gesegnete Ostern!

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