„Die Mauer muss weg!“ Diesen Satz, der beinahe drei Jahrzehnte das Synonym der DDR-Bevölkerung zur Artikulierung des Wunsches nach Freiheit war, haben sich Oppositionspolitiker und ausgewählte Medien zu eigen gemacht, um den Bau einer Sicherheitszone am Ballhausplatz, der Bundeskanzleramt und Bundespräsidentschaftskanzlei schützen sollte, zu Fall zu bringen.
Das Getöse war fürchterlich, als nun begonnen wurde, das drei Jahre alte Sicherheitskonzept für die Sitze der obersten Repräsentanten unseres Landes umzusetzen. Mit dem Bedrohungsszenario möglicher LKW-Angriffe aber hat sich niemand auseinandergesetzt. Berlin, Nizza und und und …. Anschläge mit schweren Fahrzeugen sind ja nicht unbedingt selten. Die österreichische Realsatire will es leider anders.
Die Freiheitlichen verorteten gleich, dass die Regierung nur an sich denke und das Volk seinem Schicksal überlassen wolle. Als ob man schon einen konkreten Anschlagszeitpunkt kennen würde. HC Strache hat sich offensichtlich seinen Traum vom Bundeskanzler bereits abgeschminkt und denkt gar nicht mehr daran, dass es sich hier nicht um ein parteipolitisches Vorgehen handeln könnte. Eine andere Oppositionspartei wiederum sprach vom Schüren von Ängsten. Und dass einige Medien der Regierung ein Einbunkern vorwarfen, ist fast schon als fahrlässig zu bezeichnen. Erstens sind wir nicht im Krieg – der Terror stellt eben eine latente Bedrohung ohne laufende Kriegshandlungen dar – und zweitens muss wohl gefragt werden, wie denn die Schlagzeile lauten würde, wenn an diesem neuralgischen politischen Zentrum tatsächlich etwas passieren würde und es keine Sicherheitsmaßnahmen gegeben hätte. Den Gipfelpunkt bildeten dann natürlich die ästhetischen Bedenken von Künstlern und Architekten. Da fragt sich der Beobachter, ob alle Mitglieder der Eliten begriffen haben, in welcher Zeit wir leben. Dass Sicherheit und Ästhetik als kongruente Begriffspaare nicht durchgehen, liegt auf der Hand.
„Mister Kern, tear down this wall“, tönte es dem Bundeskanzler entgegen. And Mister Kern did it! Weil er ja weiß, was er dem Mainstream schuldig ist, vor allem in heißen Vorwahlzeiten. Wird hü gewünscht, dann wird hü gemacht. Wird hott gewünscht, dann wird eben hott gemacht. Es wird Zeit, sich vor den eigenen Politikern zu fürchten, die jedes Mal einknicken wie Grashalme bei einer Ameiseninvasion.
Autor:
Dr. Christian Lang