Der aufhaltsame Aufstieg der AfD

Am vergangenen Sonntag konnten wir live miterleben, wie es gewesen sein muss, als Adolf Hitler zur Macht marschierte. Als Alexander Gauland, Spitzenkandidat der AfD, seinen mittlerweile berühmten Satz „Wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen“ in die Mikrofone sprach, stockte wohl jedem der Atem.

 

So oder so ähnlich muss es gewesen sein, damals vor gut 90 Jahren. Die AfD, die nun prominent im deutschen Bundestag vertreten ist, kommt nicht aus dem Nichts. Sie hat einen fulminanten  Aufstieg hingelegt und sitzt bereits in etlichen Landtagen. Was sich dort an Debatten abspielt, ist vorzugsweise aus deutschen Regionalmedien zu erfahren. Die werden im Ausland, selbst im deutschsprachigen, kaum gelesen. Also traf uns Gaulands´ Satz mit voller Wucht. Auf dem Weg nach oben ist aus der rechtsnationalen AfD eine rechtsradikale Partei geworden. Köpfe wurden ausgetauscht, die Ziele nationalistisch zugespitzt, und die öffentlichen Auftritte auf den Aufbau von Feindbildern programmiert. Grob umrissen, lautet das Selbstbild: Wir sind eine Partei der Opfer, aber wir wehren uns und attackieren rücksichtslos.

 

Der Erfolg der Radikalität kommt so wie in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus dem diffusen Gefühl wirtschaftlich abgehängt zu sein. Es stimmt schon, dass auch in Deutschland die Produktivitätszuwächse höchst ungleich verteilt werden. Zu prekären Beschäftigungsverhältnissen, Hartz IV und enorm niedrigen Renten kam dann auch noch das Flüchtlingsthema, das prompt als Bedrohung begriffen wurde. Angela Merkels´ „Das schaffen wir schon“ war in dieser Situation kontraproduktiv statt hilfreich und mahnende Worte von NGOs und dem Leitmedium Spiegel halfen auch nicht. Bei jenen, die sie hörten, liefen sie ohnehin offene Türen ein. Die anderen hörten einfach nicht mehr zu. In Think Tanks wurde intensiv über die Befriedung des erstarkenden rechten Randes nachgedacht. Ohne praktischen Erfolg.

 

Die neue, riesige Bühne des Bundstages wird die AfD für starke Auftritte als Krawallopposition nutzen. Das ist gewiss. Und das könnte ein Glück sein. Vielleicht wird das oppositionelle Geschrei und Herumgetobe so penetrant, dass tatsächlich effiziente Konzepte für die Integration der Abgehängten entstehen. Das wäre das Ende der AfD. Ein ziemlich gutes Ende.

Autorin:

Helga Tomaschtik

Mag. Helga Tomaschtik

Der aufhaltsame Aufstieg der AfD

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