Ein Skandal trifft Oxfam härter als jedes Unternehmen

Oxfam ist eine der weltweit erfolgreichsten Hilfsorganisationen. Vor fast 80 Jahren in Großbritannien gegründet, ist Oxfam heute die Dachmarke für mehr als 3000 Organisationen in über 90 Ländern. Oxfam hat das Ziel die Armut in der Welt zu bekämpfen. Das tut die Vereinigung oft auch über die Wünsche der Politik hinweg. Während des Zweiten Weltkriegs half die Vereinigung in Griechenland und später in Deutschland, was der britischen Regierung gar nicht recht war.

Oxfam ist überall, wo Hilfe gebraucht wird. Im Mittelmeer, im Jemen, im Sudan, in den besetzten palästinensischen Gebieten. Die Organisation deckt ihr Arbeitsgebiet umfassend ab. Sie kauft Ziegen für Bauern in Afrika, betreibt Länden und fährt Kampagnen. Eine professionelle Kommunikationsstrategie sorgt für immense Spenden.

Bei der Durchsetzung der Interessen scheut Oxfam auch Konflikte nicht. Als Werbeträgerin Scarlett Johansson einen Vertrag mit einem Unternehmen einging, das auch im Westjordanland produziert, trennte man sich kurzerhand von ihr. Die EU wurde wegen ihrer Flüchtlingspolitik streng kritisiert. Im Zug einer Kampagne gegen die Spekulation mit Lebensmittelwerten legte man sich mit dem Versicherungskonzern Allianz an.

Laut dem jüngsten Jahresabschluss verfügt Oxfam über ein Budget von 1,1 Milliarden Euro, eine Größenordnung, in der sich sonst gestandene Konzerne bewegen. 440 Millionen kommen von der Europäischen Union, Staaten wie Großbritannien und von verschiedenen Institutionen. 660 Millionen wurden von privaten Spendern aufgebracht.

Ein Skandal wie die jüngst aufgeflogenen Sexparties im erdbebengebeutelten Haiti, vermutete Tauschgeschäfte Sex gegen Hilfe und die gleichfalls vermuteten Übergriffe auf freiwillige Helferinnen trifft den Charity-Konzern hart. Er ist vergleichbar mit VWs Dieselgate und geht noch darüber hinaus. VW baut Autos, was grundsätzlich nichts mit Anständigkeit zu tun hat. Oxfam will aus der Welt einen besseren Ort machen, was sehr stark mit Anständigkeit zusammenhängt.

Integrität, Anständigkeit, Loyalität, Redlichkeit und Fairness sind wesentliche Inhalte der Marke Oxfam. Der Skandal trifft den Kern dieser Markenwerte und beschädigt sie fundamental. Er erschüttert das Vertrauen der Spender und gefährdet die Finanzierung. Rücktritte verantwortlicher Manager werden das Problem nicht lösen. Dafür wird schon ein radikaler Umbau des internen Wertesystems von Oxfam notwendig sein.

Autorin:

Helga Tomaschtik

Mag. Helga Tomaschtik

Ein Skandal trifft Oxfam härter als jedes Unternehmen

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