Ideenklau? – Mehr Fairness bitte!

Agenturen und Freischaffende kennen das Problem bestens. Ein größeres Unternehmen ruft eines Tages völlig unerwartet an und bittet kurzfristig um einen Termin. Hoffnungsvoll reise ich zum möglichen neuen Kunden.

Ausgangslage mit Problemstellung, Timing und Größenordnung des Auftrags sind schnell erfasst. Zum Schluss des Gesprächs fragt der Verantwortliche des Unternehmens höflich, bis wann ich denn erste Ideen mit einem Kostenvoranschlag liefern könne. Er müsste meine Unterlagen bereits am kommenden Donnerstag – heute ist Dienstag – in Händen halten. Dann fände ein wichtiges Meeting des Managements, bei dem das weitere Vorgehen und die Budgetfragen geklärt werden, statt. Wichtig sei es, anhand eines Grobkonzepts die ersten, grundsätzlichen Fragestellungen mit möglichen Lösungsansätzen aufzuzeigen.

Ich verabschiede mich – erfreut ob der Aussicht, möglicherweise einen größeren Auftrag an Land gezogen zu haben – freundlich, aber rasch. Denn nun heißt es «Vollgas geben». Bis am Mittwochabend will ich die Offerte in gewünschter Form übermitteln. Da ich nicht weiß, wie viele andere Agenturen ebenfalls zur Angebotslegung eingeladen wurden, gehe ich noch einen Schritt weiter und schreibe ein detaillierteres Konzept als eigentlich von mir verlangt wurde. Mit gewisser Anspannung sende ich das Dokument und erhalte postwendend die Antwort, dass das Ganze sehr gelungen und interessant sei. Genauso müsse man das machen und mein Ansprechpartner sei sehr positiv gestimmt, dass das Management meine Vorschläge genehmigen würde. Man wolle am Donnerstag unmittelbar im Anschluss an das Meeting mit mir Kontakt aufnehmen.

Am besagten Donnerstag meldet sich natürlich niemand. Aus Höflichkeit warte ich bis am darauffolgenden Montag mit dem Anruf. Das Thema sei aus Zeitgründen auf den kommenden Donnerstag verschoben worden, höre ich. Was nun folgt hat System: Schweigen! Anfragen werden nicht mehr beantwortet. Von einer involvierten Person habe ich gehört, dass mein Konzept von einer internen Stelle des Unternehmens umgesetzt wurde.

Perfides «Ideen-Pooling» nenne ich das. Es ist absolut nicht in Ordnung, sich auf diese Art und Weise Leistungen und Ideen zu erschleichen. Kreative Partner liefern gute Qualität zum vereinbarten Zeitpunkt. Bestellte und bezogene Leistungen sollten auch bezahlt werden. Alles andere widerspricht dem Grundsatz von Fairness und Anstand!

Autor:

Christoph Caviezel_ Partner von LTC

Christoph Caviezel
Inhaber von
Caviezel Communications

Ideenklau? – Mehr Fairness bitte!

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