Diese Textpassage aus Goethes Egmont ist in diesen Tagen wieder allgegenwärtig. Heute startet die Fußball-Europameisterschaft und in nur vier Tagen wird auch Österreich die Bühne in Frankreich betreten und gegen Ungarn spielen. Die Stimmung im Vorfeld ist jedenfalls typisch österreichisch. Haben wir vor wenigen Wochen nur darüber diskutiert, ob wir bis ins Viertel-, bzw. Halbfinale, oder gar bis ins Endspiel vordringen, so orakeln jetzt dieselben, die uns hochgelobt haben schon wieder die düstersten Niederlagen herbei. Dazwischen liegen ein Sieg gegen einen Fußballzwerg – so es die überhaupt noch gibt – und eine Niederlage gegen den aktuellen WM-Dritten.
Als Kommunikatoren wissen wir, dass es in der Regel nicht nur Positives zu berichten gibt. Wellentäler sind Teil des Lebens. Was zählt, ist die langfristige Tendenz und die Gabe auch in kurzfristig nicht ganz so rosigen Zeiten an sich zu glauben. Und genau das tut unsere Mannschaft, allen voran unser Schweizer Teamchef Marcel Koller. Er stellt sich vor sein Team und strahlt unglaubliche Ruhe aus. Und ich nehme ihm ab, dass das nicht nur die viel zitierte Schweizer Gemächlichkeit ist. Er glaubt an sein Team und den gemeinsam eingeschlagenen Weg. Und genau das ist auch von allen Beteiligten aus dem Österreichischen Fußballbund (ÖFB) zu hören. Eine gut abgestimmte Kommunikation nach außen. Bravo.
Und selbst wenn es nicht so wäre. Wenn unser Team wirklich zweifeln würde, ob die Form und die Fitness noch EM-tauglich sind? Was wäre das Ergebnis? Die eigenen Spieler würden noch mehr zweifeln, die Gegner hätten dadurch vielleicht einen psychologischen Vorteil und die acht Millionen Teamchefs an den Wirtshaustischen würden sich in Negativspiralen immer weiter nach unten lizitieren. Sie wären sprichwörtlich zu Tode betrübt.
Und was wenn uns am Dienstag ein Sieg gegen Ungarn gelingt? Dann sind wir vermutlich binnen Sekunden wieder ein Geheimfavorit auf den Finaleinzug am 10. Juli.
Sei´s wie´s sei. Fakt bleibt: In der Ruhe liegt die Kraft – vor allem in der Kommunikation.
Ich wünsche unseren Burschen alles Gute für Frankreich und natürlich werden wir Europameister, wenn auch vermutlich nur jener der Herzen 😉
Autor:
Walter Gröblinger