Heuer wird es jede Menge Gedenktage geben. 1918, 1938, eventuell auch 1968, um nur einige zu nennen. Das Auseinandersetzen mit der Vergangenheit ist schon in Ordnung. Es bringt Vorteile, solange darüber nicht vergessen wird an die Zukunft zu denken.
An kleinen und oberflächlich besehen belanglosen Ereignissen zeigt sich eine Entwicklung, die für uns alle ziemlich katastrophal enden kann. In Zentralafrika an einem sonnigen Nachmittag stört ein halbwüchsiger Elefantenbulle die Eröffnungsfete des neuen dörflichen Fußballplatzes. Bis vor kurzem war das Gelände sein bevorzugter Spielplatz. Jetzt weiß er nicht, wohin er gehen soll.
Mitten im indischen Ozean, nahe einer unbewohnten Insel, ist das Erste, das Sporttaucher in rund zwölf Metern Tiefe finden, ein alter Ölkanister. Weiterer Müll befindet sich in der Nähe. Der Tag wird mit dem Aufsammeln des Unrats verbracht.
Im Hochland von Chile sagen chinesische Reisende auf die Frage, warum sie denn ausgerechnet hierher gekommen sind, dass sie einmal einen echten Sternenhimmel sehen möchten. In der Großstadt, in der sie wohnen, ist die nächtliche Beleuchtung zu stark, um Sterne betrachten zu können.
Die Zukunft, die sich anhand dieser Episoden ankündigt, ist gar nicht gemütlich. Die vergangenen Jahrzehnte waren in jeder Hinsicht eine Zeit des rasanten Wachstums. Bevölkerung, Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch sind global geradezu explodiert. NGOs rechnen unermüdlich vor, dass wir derzeit laufend die Ressourcen von zweieinhalb Erden verbrauchen statt von einer, oder im Idealfall, noch etwas weniger.
Na gut, im Mai wird begonnen den Plastikmüll aus den Ozeanen zu fischen und irgendjemand plant den massenhaft vorhandenen Satellitenschrott aus dem Orbit zu entfernen. Das sind sehr positive Schritte. Im Grunde genommen ist das eine Korrektur von Fehlentscheidungen der Vergangenheit. Auch daran ist nichts verkehrt. Allerdings entscheiden wir munter weiter falsch. Für LED-Leuchten zum Beispiel. Sie verbilligen die Beleuchtung und erhöhen daher die Lichtverschmutzung. Nebenbei vernichtet der hohe Blauanteil von LED massenhaft Insekten. Oder die knapp 4.000 Staudämme, die in den nächsten zwanzig Jahren errichtet und Wassermassen zuungunsten der Biosphäre verschieben werden. Vielleicht räumt später jemand hinter diesen Entscheidungen auf. Wenn dann noch Zeit ist.
Autorin:
Mag. Helga Tomaschtik