Ist Donald Trump ein Chinese?

Europa sieht gebannt zu. Es geht um viel, auch für uns. Wenn die USA und China streiten, besitzt das Auswirkungen auf unsere Politik und sicher auch auf unsere Wirtschaft. Für den amerikanischen Präsidenten ist China ein ebenso großes Feindbild wie die EU. Währungsmanipulation, Handelsbetrug und Arbeitsplatzdiebstahl führen die Liste seiner Vorwürfe gegen China an.

Ein auf den ersten Blick recht unscheinbares Ereignis in zeitlicher Nähe zum Staatsbesuch besitzt in Zusammenhang mit den sino-amerikanischen Verhandlungen Brisanz. China hat der Familie Trump kürzlich und im Eilzugstempo großzügige Bewilligungen für Geschäfte in etlichen Branchen erteilt. Die Genehmigungen umfassen Finanz- und Baugeschäfte sowie diverse Dienstleistungen. Worum sich Unternehmen normalerweise mühsam und unter Umständen jahrelang bewerben müssen, bekam die Familie Trump praktisch frei Haus geliefert. Warum tut China das? Der wesentliche Punkt, in dem sich Chinas gesellschaftliche Organisation vom westlichen Modell unterscheidet, ist, dass die gesamte Macht in der Partei konzentriert ist. Die Staatsbürger sind politisch entmündigt und ohne jede Handlungsfähigkeit. Die Parlamentssitzungen werden prachtvoll inszeniert, bleiben aber vollkommen wirkungslos.

Von vielen Kennern des Landes wird die politische Machtlosigkeit als Ursache des in China hemmungslos gelebten Kapitalismus gesehen. Geld zu verdienen ist so ziemlich das einzige öffentlich sichtbare Engagement, das die Partei erlaubt. Wirtschaftlicher Erfolg wurde zu einem Ventil. Erfolg und Rendite gehen über alles. Chinas Staatsführung kennt sich also mit dem Kapitalismus aus, und nun eröffnet sie dem amerikanischen Präsidenten und seiner Familie die Chance ein Vermögen zu verdienen. Gut möglich, dass die Bewilligungen in China lediglich als Geste gesehen werden, als höfliches Zeichen des guten Willens an einen Menschen, zu dem  man ein gutes Gesprächsklima aufbauen möchte. Was wäre aber, wenn Xi Jinping und seine außenpolitischen Berater Donald Trump für einen Radikalkapitalisten chinesischer Prägung halten, der alles seinem persönlichen Gewinnstreben unterordnet, auch sein Präsidentenamt?

Wenn das so ist, kommen wirklich interessante Zeiten auf uns zu. Dann können wir nämlich davon ausgehen, dass China den Freibrief für Trump´sche Geschäfte als Anzahlung betrachtet – und eine Gegenleistung erwartet.
Autorin:

Helga Tomaschtik

Mag. Helga Tomaschtik

Ist Donald Trump ein Chinese?

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