Nicht schon wieder ….

Ich schätze den SK Rapid sehr. Aber es gehört dazu, das was man schätzt, ab und zu kritisch zu hinterfragen.

Das jüngste Urteil fällt negativ aus. Die dauerhaft sportliche Wettbewerbsfähigkeit und die Titelchancen in der österreichischen Bundesliga sind ja wohl schon seit einiger Zeit dahin, dafür haben die Vereinsführungen der letzten beiden Jahrzehnte die Anhänger, insbesondere jene des Block West zu den besten der Welt gekürt. Zumindest die Rapid-Viertelstunde und die Fans sollten an glorreiche Zeiten erinnern.

Da war man durchaus bereit, beide Augen zuzudrücken. Einige Zeit waren ja die großartigen Choreographien und tollen Gesänge sehr schön. Dass sich viele beleidigende, ja sogar rassistische Töne beimischten, wurde vorerst negiert. Der Mensch ist ja nicht blöd. Daher bemerkte auch so mancher Rapid-Fan, dass da mehr geht. Platzsturm daheim und bei Auswärtsspielen, Beschimpfungen gegnerischer Spieler und Fans aus der untersten Schublade und vieles mehr war die Folge. Bis hin zu tätlichen Angriffen gegen gegnerische Spieler.

Rapid verteidigte sich immer damit, dass die anderen eine Mitschuld hätten. Provokation und so. Der Sonntag brachte das Fass zum Überlaufen. Der Platzsprecher begann seine Durchsage nach der Abbruchsdrohung durch den Schiedsrichter mit den Worten: „Im Ernst jetzt ….“! Waren die vorherigen Attacken auf Austria-Spieler mit Feuerzeugen und Glasfläschchen Spaß? Sogar nach dem Spiel konnten der grün-weiße Trainer und der Torschütze sich nicht zu einer Verurteilung der Vorkommnisse durchringen. Erst nach einem medialen Aufschrei wurden die Aussagen korrigiert. Der Präsident und einer seiner wichtigsten Mitarbeiter mussten anscheinend erst einmal eine Nacht drüber schlafen, ehe sie empört eine Ausforschung der Fans forderten.

Die eiernde Kommunikationslinie zeigt Folgen. In den sozialen Medien haben zahlreiche ehemals eingefleischte Rapidler ihren mentalen Abschied vom Klub verkündet, für Familien ist ein Rapid-Match als Ausflugsziel untauglich, wie lange Sponsoren schweigen, bleibt abzuwarten.

Acht Hooligans wurden mittlerweile identifiziert. Sie erhielten Stadionverbote. Das ist gut. Aber ist das alles? Acht Stadionverbote können jahrzehntelange Versäumnisse unterschiedlicher Rapid-Präsidien nicht ungeschehen machen. Rapid muss die Zeichen der Zeit erkennen und endlich klarstellen, wofür dieser Verein stehen will, dieses kommunizieren und auch leben.

Autor:

Christian Lang_LangTomaschtikCommunications

Dr. Christian Lang

Nicht schon wieder ….

Kommentar verfassen