Nudging, zu deutsch sanftes Schubsen, ist als Kommunikationstrend gerade groß im Kommen. Quer durch die EU, auch in Österreich richten Think Tanks, regierungsnahe Organisationen und auch Ministerien Planpositionen für Nudging ein. Die Träger der neuen Aufgabe werden Konzepte entwickeln, die Bürger zu einem erwünschten Verhalten bringen sollen. Ganz ohne Verbote und schon gar nicht mit Strafen. Beispielsweise so: In Bahnstationen liegt ständig Müll herum, weil die Leute ihren Mist dort wegwerfen, wo dieser gerade anfällt. Den Weg zu den Abfallboxen tut sich niemand an. Die jüngst gegründete Nudging-Force läßt grüne Pfeile auf den Boden malen, die den Weg zu den Mistbehältern weisen. Und siehe da. Plötzlich liegen Papierln und Bananenschalen nicht mehr am Boden, sondern werden tatsächlich fachgerecht entsorgt.
Die grünen Pfeile existieren schon, und zwar in Dänemark. Und sie brachten tatsächlich den gewünschten Erfolg. Auch der Energieverbrauch wurde mit Nudging bereits positiv beeinflußt. In den USA schickte ein Versorger Stromverschwendern mit der Rechnung eine Aufstellung über den Verbrauch in benachbarten Liegenschaften. Universitäten experimentieren damit, am Ende jedes Semesters den Studenten schriftlich mitzuteilen wie sie mit ihrem Studienerfolg im Vergleich zu ihren Kommilitonen liegen. Und ein besonders hübsches Beispiel wird aus Kenia berichtet.
In dem Land ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung jünger als 30 Jahre, und die überwiegende Mehrheit der Jungen ist ohne Hoffnung auf Bildung und ein besseres Leben. DJ B, Comicfigur und Star der monatlich erscheinenden Serie Shujaaz, ändert das gerade. DJ B ist eigentlich ein Verlierer, wie seine Leser. Aber er ist clever, kennt Antworten auf brennende Fragen und schafft es ein neues Leben aufzubauen. Das Projekt läuft seit 2007 und ist längst nicht mehr nur ein Comic. Es gibt Filme, und auf Facebook diskutieren tausende Fans die Risken ihres Lebens und wie sie diese bewältigen können.
Wo sich Erfolg einstellt, ist Kritik nicht weit. Nudging könnte, weil es so gut funktioniert, auch missbräuchlich für fiese Manipulationen eingesetzt werden; wie ein scharfes Küchenmesser, das hauchdünne Zucchinischeiben schneidet. Meistens freut man sich über das Messer und die köstlichen Zucchini.
Autorin
Mag. Helga Tomaschtik