Nach Olympia 2012 in London war die Empörung groß, weil die österreichischen Mannschaften ohne Medaille heimkamen. Kritik wurde lautstark geäußert, Forderungen wurden erhoben und schließlich gute Vorsätze gefasst. Die Sportförderung sollte neu geordnet werden und die Organisation überdacht. Alles mit dem Ziel, die Trainingsmöglichkeiten zu verbessern und die Leistungen auf ein international konkurrenzfähiges Niveau zu heben.
Vier Jahre später, in Rio de Janeiro, fiel die Bilanz kaum besser aus. Gut, es gab eine Bronzemedaille – herzliche Gratulation an das Seglerduo, das als Außenseiterteam startete. Das war es aber auch schon. Keine der vorher öffentlich verkündeten Medaillenhoffnungen wurde erfüllt.
Ein Sturm der Entrüstung blieb dieses Mal aus. Das ist gut so, weil Wut und Aufregung keineswegs helfen, sondern im Gegenteil demotivierend wirken. Die Kommunikatoren haben also bestens gearbeitet. Dennoch ist die Frage interessant, warum die heimischen Teams bei den letzten Sommerspielen so schlecht abschnitten. Die Schweiz errang fünf Medaillen, Ungarn sogar 13. Es ist davon auszugehen, dass Talente über die gesamte Bevölkerung gesehen in etwa gleich verteilt sind. In der Schweiz mit einer niedrigeren Einwohnerzahl als Österreich und in Ungarn, wo die Bevölkerung zahlenmäßig stärker ist, sollte es prozentuell in etwa gleich viel sportlich Supertalentierte geben wie in Österreich. Dennoch sind die Leistungen nicht annähernd gleich.
In der Toskana entstand in der Renaissance wie aus dem Nichts eine großartige künstlerische Szene, die bis heute Weltruf genießt. Nirgendwo in Europa gab es zu dieser Zeit etwas Vergleichbares. Man könnte meinen, dass eine Laune der Evolution zu einer Konzentration künstlerischen Talentes in dieser mittelitalienischen Region führte. Tatsächlich hatte sich in Florenz und anderen toskanischen Städten ein ausgezeichnetes Mäzenatentum etabliert, das Künstlern ein ideales Arbeitsklima bot und damit Höchstleistungen ermöglichte. Anderswo gab es gewiss auch außerordentlich begabte Menschen. Nur hatten sie eben nicht die Möglichkeit, in einer ihre Leistungen positiv beeinflussenden Atmosphäre zu arbeiten.
Trifft Ähnliches auf Österreichs Sommersportler zu? Fehlt es an dem gewissen Etwas, das tollen Talenten die Tür zur Exzellenz öffnet? Wahrscheinlich. Und deshalb gibt es in den nächsten vier Jahren wirklich viel zu tun.
Autorin:
Mag. Helga Tomaschtik