Es gibt unzählige Experimente, die sich direkt und indirekt mit moralischer Entrüstung und der Rechtfertigung eigenen „bösen“ Handelns im Dienste des „Guten“ beschäftigen. Dass dies keine Orchideendisziplin ist, zeigt ein Blick in die sozialen Medien. Da wird gedroht, verleumdet, unterstellt und gehetzt. Frei Erfundenes, wilde Spekulationen, wüste Interpretationen werden als Realität verkauft.
Unser natürliches Moralempfinden kann nicht zwischen Gut und Böse unterscheiden. Das ist Aufgabe der Ethik. Diese kann durch Gruppenzwänge ausgehebelt werden. Berühmt geworden ist das Gefängnisexperiment der Universität Stanford. Zwei Gruppen, eine in gelben T-Shirts, die andre in roten, traten gegeneinander an. Die Regeln schlossen jeden Kontakt zu Mitgliedern der jeweils anderen Gruppe aus. In der Folge bekämpften die sonst wohl erzogenen Studenten einander mit unfairen Mitteln. Diese wurden noch unfairer wenn der Versuchsleiter eine Präferenz für eine der beiden Gruppen erkennen ließ.
Strategische Herausforderung: Negative Energie ins Positive drehen
Als Kommunikatoren stellen wir uns dieser Herausforderung in der täglichen Arbeit. Im wirklichen Leben geht es nicht um Versuchsanordnungen und oft genug auch nicht um Nebensächlichkeiten, sondern um Entscheidungen, die weit in die Zukunft wirken. Die roten und gelben T-Shirts zu zählen und mehrheitsgerecht zu entscheiden, führt wohl nicht zu einer optimalen Lösung.
Gesellschaftliche Verantwortung bedeutet gegen DAS und für JENES zu sein. Mit Likes, Shares und anderen Aktivitäten Unterstützung und Ablehnung zu messen ist eine Falle.
Wir sind gewohnt alles tun zu können solange wir damit nicht gegen Gesetze verstoßen oder die Wünsche anderer beeinträchtigen. Im zweiten Fall gibt es langwierige Verhandlungen oder man trifft sich vor Gericht. Mit verantwortungsvollen Positionierungen unter langfristigen Perspektiven haben wir nie gelernt umzugehen. Gerade in Österreich gab es immer Autoritäten, die festlegten, was zu tun und was zu lassen ist. Man konnte dagegen sein; hinter vorgehaltener Hand oder offen, wenn man die Konsequenzen zu tragen bereit war. Ein FÜR war nie gefragt; Konzepte für ANDERE Lösungen wurden nie honoriert.
Tatsächlich ist die Wirklichkeit veränderbar. Neben einer Portion Mut und einer Prise Optimismus spielt dabei gezielte und professionelle Kommunikation eine essentielle Rolle. Yes, we can!
Autorin:
Mag. Helga Tomaschtik