In den letzten Wochen gab es Diskussionen über Werbekampagnen, die zu wahren Aufregern mutierten. Werbung lebt von kreativer Gestaltung, von plakativer Überzeichnung und von punktgenauer Umsetzung. Mit durchdachter und auch frecher Kommunikation konnte schon vieles, nicht nur Umsätze, bewegt werden. Wie weit Werber dabei gehen dürfen, bleibt dabei immer eine zentrale Frage der Diskussion. Eine rote Linie ist klarer Weise die Grenze, die das Strafrecht zieht. Schon weniger leicht zu definieren ist die Grenze des guten Geschmacks. Das wussten angeblich schon die alten Römer – de gustibus non est disputandum. Und noch schwieriger ist es, wenn es um die Beurteilung geht, ob eine Aktion der Moral entspricht.
Es geht mir hier nicht darum, Kolleginnen und Kollegen zu belehren. Das steht mir nicht zu. Hinter jeder Kampagne stehen ein durchdachtes Konzept, lange und intensive Diskussionen sowie harte Arbeit.
Mir geht es um die Unternehmen. Gerade der Handel greift mitunter zu Methoden, die grenzwertig erscheinen. Ende des letzten Jahres waren die Zeitungen voll davon, dass ein bekannter Elektrohändler in einer Filiale mit seinem Ausverkauf beinahe Schiffbruch erlitten hat. Ein bestimmtes Gerät konnte ab sechs Uhr früh erworben werden. Die Anzahl der zum Verkauf stehenden Produkte war naturgemäß nicht groß, der Andrang dafür umso mehr. Schlägereien wurden mit Mühe verhindert, dass die Produkte nicht immer in die Hände von Endverbrauchern gelangten, konnte man daran erkennen, dass bereits wenige Stunden nach Ende der Aktion auf Internetplattformen die erworbenen Geräte zum Verkauf angeboten wurden. Mit Aufschlag, versteht sich!
Ein weltweit agierender Möbelhändler, gewährt schwangeren Frauen einen Discount. Um diesen zu erhalten, müssen diese zuvor auf eine Seite des Katalogs des Möbelhauses urinieren. In dieser ist ein Schwangerschaftstest enthalten. Wie weit ist man als Kundin bereit zu gehen?
Der Zweck heiligt offensichtlich die Mittel. Besagter Elektrohändler war froh über den Ansturm auf seine Filialen der Möbelhändler sieht sich ohnedies als kreativer Vorreiter in Sachen Werbung. Hoffentlich kommt niemand auf die Idee spezielle Angebote für Braun- und Weißware mit entsprechender Betätigung zu entwickeln. Aber auch hier wird gelten: Wem´s gefällt ….
Autor:
Dr. Christian Lang