Seit einigen Tag sind die Clowns auch in Österreich los. Sie erschrecken Reisende auf Bahnsteigen, tauchen nachts im Schein von Straßenbeleuchtungen auf und treiben sich im Nebeldunkeln von Parkplätzen herum. Begonnen hat der Spuk in den USA und Berichte zu den bedrohlichen Clownsichtungen verbreiteten sich rasend schnell über Social Media und überwanden in Nullkommanichts sprachliche und kulturelle Barrieren. McDonalds hat seinen freundlichen rotnasigen Ronald McDonald bereits vorsorglich aus dem Verkehr gezogen. Man will ja nichts riskieren. Nun treten clownesk Maskierte auch hierzulande auf und verbreiten Angst und Schrecken.
Die zeitliche Nähe zu Halloween mag zufällig sein. Keineswegs zufällig ist das enorme Interesse, das auch Nachahmer zur Verkleidung greifen läßt. Masken faszinieren und fesseln, sie stehen für Drama und Spannung, wecken Neugier und regen zu phantastischen Vorstellungen an. Um Maskenbälle ranken sich amüsante Anekdoten voll Ranküne und Witz. Kinder lieben Verkleidungen und vergessen sich für Stunden in ihren gewählten Rollen.
Das Spiel mit Identitäten ist reizvoll, und manchmal eine Notwendigkeit. Voltaire nutzte Pseudonyme, um politischer Verfolgung zu entgehen. Schriftsteller wie zum Beispiel J.K. Rowling, die mit Harry Potter berühmt wurde und als Robert Galbraith einen Krimi publizierte, verwenden Phantasienamen für Ausflüge in neue Genres. Und der eine oder andere Spaßvogel sammelt als Avatar Freundschaftsanfragen auf Facebook.
Jenseits von Spaß und Kalkül besitzt die Maske wie bei den derzeitigen Clownsichtungen ein bitterböses Gesicht. Die Clowns erschrecken, weil sie verstecken. Die Gesichtszüge und damit die Absichten des Maskenträgers sind hinter der Larve verborgen. Diese verleiht zudem, wenn auch nur kurzfristig, Anonymität und schützt den Täter vor rascher Verfolgung. Ist er ein Feind oder findet er etwa die Verkleidung lustig? Ist die Machete, die er bei sich trägt, aus dem Spielzeuggeschäft oder echt? Will er die Geldbörse oder das Leben? Den erschrockenen Opfern ist das nicht bekannt. Sie fürchten sich, und sie haben auch allen Grund dazu.
Eine Clownmaske zu verwenden mildert das Drohpotenzial der Auftritte keineswegs. In diesem Fall ist der Clown nicht witzig und er verdient auch keinen Applaus. Er steht für eine monströse Machtdemonstration.
Autorin:
Mag. Helga Tomaschtik