Wie ein Brite die Globalisierung retten will

Kennen Sie Paul Mason? Nein? Bis ich eine seiner Publikationen in die Hand bekam, kannte ich ihn auch nicht. Paul Mason ist Brite, Journalist, Universitätsprofessor und beschäftigt sich mit Entwürfen einer neuen Wirtschaftordnung, die für möglichst viele ein möglichst angenehmes Leben ermöglicht.

Hilfe zum Verständnis der Gegenwart holt sich Mason in der Vergangenheit und räumt dabei auch gleich mit einigen Missverständissen auf. Zum Beispiel mit jenem, wonach Wahlen heutzutage zwischen hoch gebildeten Städtern und der dumpfen Landbevölkerung entschieden werden. Man müsse in die Zeit vor dem Thatcherismus, der britischen Form des Neoliberalismus, zurückgehen, um die Welt richtig zu interpretieren, sagt Mason. Damals hätten die Arbeiter ihre Identität aus ihrer Arbeit und ihren sozialen Netzwerken bezogen. Man war solidarisch und gesellig. Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gab es kaum.

Diese flammten auf, als Unternehmen in international aufgestellte Wertschöpfungsketten zerlegt, öffentliche Dienstleistungen privatisiert, Sozialleistungen abgeschafft, Löhne gesunken und die Arbeitslosigkeit hoch waren. Der Niedergang hat die Menschen zermürbt, entsolidarisiert und ihrer Identität beraubt, sagt Mason. Sie klammern sich an das, was ihnen geblieben ist: Dialekt, ethnische Zugehörigkeit, Familie, Heimatort.

In diesem Punkt entsteht, laut Mason, ein grundlegender Irrtum. Statt gegen den Neoliberalismus, der die Misere gebracht hat, kämpfen die Menschen gegen Globalisierung, Zuwanderung und Menschenrechte. Der rechte Populismus, der hier andockt, droht die Rechtsstaatlichkeit und die sozialen Werte auszuhebeln. Mason erklärt die Welt anhand Großbritanniens, möglicherweise weil er Brite ist. Die Story, die er erzählt, trifft jedoch auf viele Länder zu, und die Lösungen, die er vorschlägt, tun das auch.

Im Wesentlichen sind es fünf Bereiche, die verändert gehören: Um nachhaltig für Beschäftigung und Einkommen zu sorgen, müssen Industriearbeitsplätze wieder in die nördliche Hemisphäre gebracht werden. Unternehmen sollen gezwungen sein, soziale Verantwortung für ihre Mitarbeiter zu übernehmen. Die Kapitalflucht in Steuerparadiese muss unterbunden und öffentliche Dienste müssen wieder verstaatlicht werden. Obendrauf soll die Finanzwirtschaft das Primat über die Realwirtschaft verlieren.

So könnte es gehen, sagt Mason. Diese Maßnahmen würden von der Globalisierung retten, was zu retten ist.

Schade, dass Paul Mason offenbar nicht von Politikern gelesen wird.

Autorin:

Helga Tomaschtik über Paul Mason

Mag. Helga Tomaschtik

Wie ein Brite die Globalisierung retten will

2 Gedanken zu „Wie ein Brite die Globalisierung retten will

  • Juni 9, 2017 um 9:22 pm Uhr
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    Großartige Analyse, liebe Helga!!!

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  • Juni 12, 2017 um 3:53 pm Uhr
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    Paul Mason kannte um ehrlich zu sein nicht. Diesen Herrn muss ich mir aber merken und werde auch hier gespannt auf neue und treffsichere Analysen warten. Vielen Dank Frau Helga Tomaschtik

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