Wie war der schwarze Schwan…….

….bevor er schwarz wurde? Wahrscheinlich noch gar nicht auf der Welt. Vermutlich schlüpfen schwarze Schwäne schon schwarz aus dem Ei. Ich habe noch nie einen schwarzen Schwan gesehen. Das liegt wohl daran, dass schwarze Schwäne extrem selten vorkommen. Genauso wie die sinnbildlichen Schwarzen Schwäne, die Karl Popper und Nassim Nicholas Taleb in ihrer Philosophie verwenden. Die Kunstfigur steht für das extrem unwahrscheinliche Ereignis mit dessen Eintritt niemand rechnet und das, wenn es doch kommt, die Welt auf den Kopf stellt.

Dieser metaphorische Schwarze Schwan tritt im Unterschied zu seinem natürlichen Gegenstück offensichtlich doch häufiger auf als wir glauben. Seit wir vor einem Jahr diesen Blog starteten, gab es zumindest zwei als vorher undenkbar betrachtete Ereignisse. Pro-Brexit und die Wahl Donald Trumps galten als nicht vorstellbar, als Restrisiko über das es sich nicht ernsthaft nachzudenken lohnt. Etwas weiter zurück in der jüngsten Geschichte stößt man auf weitere solcher Fälle: Zum Beispiel auf den Anschlag auf das World Trade Center in New York, der in den War on Terror mündete und die Welt zu einem unsicheren Ort machte; oder den Bankrott der Investmentbank Lehman Brothers, der als Startschuss für die Finanzkrise gilt.

Die Schwarzen Schwäne zwingen zum Handeln, greifen in das Leben von Millionen Menschen ein, stoppen Entwicklungen, die früher als unumkehrbar galten und führen zu Entscheidungen, die wir uns selbst nie zugetraut hätten. Es ist gar nicht so lange her, dass in Europa Mauern und Zäune fielen und wir uns wegen des Triumphes einer humanen Weltsicht so richtig gut fühlen durften. Wer hätte gedacht, dass wir selbst beginnen würden Mauern und Zäune zu errichten? Warum planen wir, noch keine 100 Jahre nach der europäischen Kriegskatastrophe, die Installierung von Internierungs- respektive Auffanglagern für Flüchtlinge? Vielleicht tun wir das, weil wir den ungewöhnlichen und bis vor kurzem noch als ausgeschlossen gegoltenen Herausforderungen mit gelernten Denkmustern begegnen. Wir greifen auf Bekanntes zurück, obwohl uns die Schwarzen Schwäne zeigen, dass Erfahrung keine sichere Basis darstellt und das gedankliche Fortschreiben der Vergangenheit in die Zukunft überhaupt blanker Unsinn ist.

Autorin:
Helga Tomaschtik
Mag. Helga Tomaschtik

Wie war der schwarze Schwan…….

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