Heiß her geht´s in der Diskussion um die Freiheit der Medien und der Kunst. Seit in Deutschland Comedians den türkischen Präsidenten Erdogan aufs Korn genommen haben und dieser wie eine beleidigte Leberwurst reagiert hat, stellt sich wieder einmal die Frage, was wir in unserer Gesellschaft eigentlich zulassen wollen. Heikel wird es ja nur, weil wir von genau dem Erdogan was wollen, nämlich dass er uns in Zukunft die Flüchtlinge vom Hals hält. Da ergibt sich dann ganz schön viel vorgelagerte Hintergründigkeit. Es mag auch sein, dass Angela Merkel Recht hat mit ihrer Begründung zur Strafverfolgungsermächtigung. Wenn ein unabhängiges Gericht feststellt, dass kein Gesetz verletzt wurde, dann schaut das besser aus, als wenn die deutsche Regierung gar nicht die Möglichkeit schafft, ein solches Urteil zu fällen. Gefällt mir als bekennendem, aber nicht praktizierendem Juristen sehr gut.
Aber feig ist es doch, nicht wahr?
Wir regen uns über Erdogans Allüren auf, trauen uns aber nicht, ihm zu sagen, dass er so vielleicht bei sich zu Hause agieren kann aber nicht in Europa und dass wir uns die vor 150 Jahren erkämpften Errungenschaften, wie Medienfreiheit, freie Meinungsäußerung oder Freiheit der Kunst, die genau unser Verständnis von Demokratie ausmachen, nicht mehr nehmen lassen wollen. Klar, es kann weh tun, wenn man mal selbst von einer Satire betroffen ist. Aber das gehört zum Spiel. Erdogan läuft ohnedies wie ein Elefant durch den Porzellanladen und sollte daher nicht so dünnhäutig sein. Übrigens – Achtung Herr Erdogan! Realsatire! – belegt die Türkei in der Rangliste der Pressefreiheit den beachtlichen 151. Platz. Wie Deutschland mit Merkels Entscheidung seinen 16. Platz halten will, ist mir schleierhaft. By the way, Österreich belegt Platz 11.
Was wird aber geschehen, wenn sich der selbsternannte Herrscher vom Goldenen Horn demnächst von einer Nachrichtensendung verspottet fühlt und darüber nicht lachen kann?
Dass das Lachen für alle Systeme, die denken, dass sie im Besitz der absoluten Wahrheit sind, eine große Gefahr ist, das wusste schon der Mönch und Bibliothekar Jorge von Burgos in Umberto Ecos Mittelalterthriller Der Name der Rose.
Autor:
Dr. Christian Lang