Dirty Campaigning

Diese Woche sind Fake News in Form von zwei gefälschten Sebastian Kurz-Seiten offiziell in der österreichischen Politik angekommen. Das heißt, die Sache ist nicht wirklich neu. In Wahlkämpfen wurden schon öfter Verleumdungen verbreitet. Wolfgang Schüssel, Franz Voves, Erwin Pröll und Wilfried Haslauer sind nur einige der betroffenen prominenten Politiker.

 

Der Schaden ging jedes Mal über das Persönliche hinaus und war für die österreichische Politik insgesamt enorm. Schmuddelkampagnen ziehen ein Schmuddelimage nach sich. Wenn Kontrahenten einander unentwegt mit Schmutz bewerfen, bleiben in den Augen der Beobachter alle dreckig zurück. Noch schlimmer ist nur, das Publikum für blöd zu halten und zu glauben, die Wähler würden das üble Spiel nicht durchschauen.

 

Mit Social Media geht Dirty Campaigning leichter als früher. Die Gatekeeper-Funktion der Medien entfällt. Inhalte können ohne Filter direkt an die Smartphones geliefert werden. Es braucht einen hohen Aufwand, um die Urheber zu finden. Die Hintergründe auszuleuchten ist zeitraubend. Bis zur lückenlosen Aufklärung ist die Wahl längst geschlagen, die Ergebnisse sind uninteressant.

 

Ein Blick in das in dieser Diziplin fortgeschrittene Ausland lässt vermuten, dass die Affäre um die Facebook-Seiten lediglich einen Vorgeschmack auf künftige Wahlkämpfe bietet. Es könnte aber auch ein Anfang ganz anderer Art sein. Der Skandal bietet eine geradezu historische Chance mit den Schmutzkampagnen ein für allemal aufzuräumen. Gründe dafür gibt es genug. Es wäre ein Beitrag zur Imageverbesserung der Politik. Die gesparte Energie könnte für Positives verwendet werden. Für die Argumentation muss also gar nicht der Anstand bemüht werden. Pragmatik genügt.

 

Jeder, der einen Betrieb leitet, weiß, dass sich Mitarbeiter am Verhalten der Vorgesetzten orientieren. Die Führungsmannschaft besitzt riesigen Einfluss auf die Kultur eines Unternehmens. Das Team bekommt ganz einfach durch Zusehen ein Gefühl dafür, was geht und was nicht. Es gibt keinen Grund, weshalb das nicht auch in Parteien durchsetzbar sein sollte.

 

Es ist grandios, sich vorzustellen wie die Führungsriegen der heimischen Parteien tatsächlich `Zero Tolerance´ gegen Dirty Campaigning proklamieren; nicht augenzwinkernd und mit gekreuzten Fingern hinter dem Rücken, sondern ganz ehrlich. Aber Weihnachten ist leider erst in 79 Tagen.

Autorin:

Helga Tomaschtik

Mag. Helga Tomaschtik

Dirty Campaigning

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